Obere Hemerach Alm
- Ausgangspunkt: Der Falknerhof
- Gehzeit hin & zurück: 4:00 h
- Schwierigkeitsgrad: leicht
- Höhenunterschied: ca. 700 m
Die Perspektive wechseln
Als leidenschaftlichen Jäger zieht es ihn dahin, wo er das Wild am besten beobachten kann, ohne selbst beobachtet zu werden. Eine hochgelegene Stelle hat es ihm besonders angetan. Dass sein bis dato bestgehütetes Geheimnis ein phantastischer Aussichtsplatz ist, kommt jetzt auch anderen Bergwanderern zugute. Alles verzahnt miteinander. Sein Lieblingsplatz – die obere Hemerach Alm - mit dem Lieblingsplatz seiner Frau Steffi – der unteren Hemerach Alm. Denn wenn Peter Falkner zu seiner Jagdkanzel will, muss er über die untere auf die obere Alm steigen, die nur durch einen breiten Waldgürtel voneinander getrennt und eine gute Stunde Gehzeit auseinander liegen. Ein steiler Aufstieg ist es allemal, da sollte man schon ein bisschen Kondition mitbringen.
Peter Falkner
- Jahrgang: 1963
- Familienstand: verheiratet
- Tätigkeit: Wirt und Gastgeber
- Hobbies: Berg, Fliegenfischen, Jagen, Mountainbiken
Vor Tau und Tag zum Lieblingsplatz
„Selbst für mich ist es überraschend, wie der Schein doch jedes Mal trügt“, bekennt der Frühaufsteher, der sich oft noch vor Tau und Tag zu seinem Lieblingsplatz begibt. „Vom Tal aus betrachtet wirken die Felsen über der Baumgrenze schroff. Wer sie nicht kennt, empfindet sie als abweisend und gefährlich, für Ungeübte sehen die steilen Wände gar unbezwingbar aus. Doch sobald wir auf den unmarkierten Wegen in das Gelände hinein gehen, entdecken wir liebliche Lichtungen, ähnlich der unteren Hemerach Alm. Eine unglaubliche Anzahl von hellen, grünen ,Bödelen‘, wo sich das Wild aufhält.“ Manchmal steigt Peter mit Freunden auf, meist ist er allein. „Es sind die kleinen Dinge, die man dort zu schätzen lernt. Naturbeobachtung spielt sich in der Kleinheit ab“, erklärt er. „Man fährt andere Antennen aus und macht einen Zeitsprung zurück in die sorglose Kindheit. Wie beim Indianerspielen für große Buben.“
Kein Jägerlatein
Sein Rückzugsort ist die Jagdkanzel, an die Wand eines kleinen Felsens gelehnt. „Durch die besondere Lage fühle ich mich beschützt und geborgen genug, um dort oben auch mal zu übernachten“. So versteckt liegt die Kanzel, dass niemand außer ihm sie finden würde. „Einen freien Blick ins Tal bietet sie, wie eine Pfarrerskanzel. Richtig erhaben fühlt man sich hier. Und eine eigenartige Aura hat sie.“ Auch Tiere scheinen sich von dieser Aura angezogen zu fühlen. „Der Birkhahn ist normalerweise ein so scheuer Vogel, dass man ihm ein Auge auf jeder Feder nachsagt. Einmal haben Steffi und ich auf der Kanzel gehockt. Und wie es sich für Jäger gehört, wurde kein Wort geredet. Auf einmal kam ein Birkhahn geflogen und hat sich einfach neben uns gesetzt, als ob er uns gar nicht wahrgenommen hätte.“ Kein Jägerlatein sei das erstaunliche Erlebnis, wie der Waidmann glaubhaft versichert. Ebenso wenig wie der Umzug einiger Murmeltiere aus dem Vorarlberg auf die obere Hemerach Alm. Im Montafon wollte sie ein Bauer nicht mehr dulden, weil er mit dem Traktor in den Murmeltierlöchern hängen blieb. Also machten sich Steffi und Peter Falkner auf, um die putzigen Nager zu retten. Sprich, sie in Kraxen nach Niederthai zu transportieren und auf der Alm abzusetzen. „Vorher hatten wir eigens für sie zwei Murmelbauten gegraben“. So wohl fühlten sich die scheuen Tierchen in ihrer neuen Heimat, das jetzt schon vermehrt der laute Warnpfiff zu hören ist.
Rhythmus, den die Natur diktiert
Wenn Peter zu seiner Kanzel geht, gelingt es ihm, komplett alles abzuschütteln, womit er im Tal belastet wird. Aber nur hier, sonst nirgends. „Es ist hilfreich, manchmal die Perspektive zu verändern und Dinge aus der Ferne zu sehen,“ sagt er. Dann werden sie wieder auf ein richtiges Maß gestutzt und zurechtgerückt.“ Es braucht nicht lange, um die Umlaufbahn wieder zu korrigieren. Diese einfache Methode, den Kopf wieder frei zu räumen, um Platz zu machen für neue Ideen, empfiehlt er auch anderen Menschen: „Viele Bergurlauber versuchen, ihre Wanderpässe mit Stempeln voll zu kriegen und laufen der idealen Zeit hinterher. Man muss aber auch mal bereit sein, in der Ruhe zu bleiben und die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Wer auf die Jagd geht, kennt den Rhythmus, den die Natur diktiert: „Einen geeigneten Platz suchen, warten. Still sein. Leute, die zu große Erwartungen haben, sind unruhig, zappeln herum, so dass jede Gams gleich weiß, dass ihr Gefahr droht. Das lässt sich auf viele Lebensphasen übertragen.“
Gefühlte Augenhöhe mit Gipfelgiganten
Auf gefühlter Augenhöhe mit den Gipfelgiganten Luibiskogel, Hohe Geige, und Blockkogel wird wohl jeder zum Philosophen. „Entschleunigung“, sagt Peter Falkner, „wirkt beflügelnd. Man setzt Dinge um, an denen man vorher lange geknabbert hat. Das Gehen selber, vor allem, wenn man lange unterwegs ist, hat es etwas Meditatives. Und dann fragt man sich: Herrgott, warum ist mir das nicht bloß schon früher eingefallen?“