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Bergführer Sepp Karlinger

„Beruf ist Berufung“

Das „Alpinistische Wissen und Können der Berg- & Schiführer*innen“ wurde in die Nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes Österreich aufgenommen. Im Ötztal hat Pfarrer und Tourismuspionier Franz Senn vor 150 Jahren das Bergführen zum Beruf entwickelt. Dass diese Arbeit etwas Besonderes war und ist, macht einer der längst gedienten Bergführer im Tal anschaulich.

Bergführen als Familienerbe

Sepp Karlinger aus Sölden zählt zu den älteren noch aktiven Bergführern im Tal. Immerhin vier Brüder seiner Mutter waren ebenfalls Bergführer. Zahlreiche Familiengeschichten zeugen davon, dass der Beruf im Ötztal oft weitervererbt wurde und wird. Wie viele seiner Generation wuchs Sepp Karlinger als Kind einer Bergbauernfamilie auf und hütete von klein auf Ziegen und Kühe.

Das Gehen, Bewegen, Klettern am Berg war Teil des Alltags, eine Selbstverständlichkeit. Auf die Idee, Bergführer zu werden, kam Sepp beim Bundesheer, wo er der Hochgebirgskompanie zugeteilt war. Dass er nicht beim Heer bleiben wollte, war für ihn klar – und so schloss er mit 22 Jahren 1972 die zivile Bergführerausbildung ab.

Sepp Karlinger
Hochtour Ötztal

150 Jahre Tradition

Damit wählte Karlinger einen Beruf, der außer der familiären auch eine für das Ötztal typische Tradition hat. Mitte des 19. Jahrhunderts kam das Bergsteigen in wohlhabenden bürgerlichen Kreisen in Mode, ein städtisches Publikum sehnte sich plötzlich nach dramatischen alpinen Landschaften und scheute keinen Aufwand, diese Landschaften zu durchwandern und ihre Gipfel zu erklimmen. Im Zuge dieser Mode entstand ein neuer Berufstand. Die einheimischen Bauern, zuvor von den Herrschaften kaum beachtet, genossen nun Ansehen, denn sie kannten die alpinen Regionen und viele von ihnen zeigten Geschick im Führen der ortsfremden Gäste.

Ötztaler Pionier

Der Längenfelder Franz Senn (1831-1884) leistete hier einen wesentlichen Beitrag. Als Pfarrer in Vent wies er die einheimischen Männer an, wie sie sich als Bergführer zu verhalten hätten und bemühte sich, ihnen eine kurze grundlegende Ausbildung zukommen zu lassen. Ab 1880 gab es dann in Innsbruck tatsächlich die Möglichkeit der Ausbildung zum Bergführer, mit offizieller Kennzeichnung durch Abzeichen und Führerbuch. Das Bergführerwesen gewann dadurch deutlich an Prestige.

Hochtour Ötztal
Hochtour Ötztal

Ein Beruf im Wandel der Zeit

Seit 150 Jahren existiert der Beruf Bergführer. 50 Jahre lang, also ein Drittel davon, übt ihn Sepp Karlinger nun schon aus. Er hat viele aufregende und schöne Momente erlebt, aber auch einen stetigen Wandel des Berufsbildes. Um die Bergführerprüfung zu bestehen, sind mittlerweile jahrelanges Training und eine umfassende und teure vierjährige Ausbildung notwendig. Neue Sportarten wie Canyoning oder Eisklettern sind zum Arbeitsprofil dazu gekommen. Über die Jahrzehnte sind die Ansprüche und die Anforderungen stetig gewachsen.

Guides für jede Jahreszeit

Während einst viele Bergführer Bauernhöfe daheim hatten, wird heute hauptberuflich und zu allen Jahreszeiten gearbeitet. Im Winter arbeiten viele Bergführer als Schiführer oder Schilehrer. Sepp Karlinger findet, das mache Sölden zu einem einzigartigen Ort: „Wir haben in Sölden zum Glück den Gletscher. Die Saison in der Skischule geht von Oktober bis Ostern. Bis Mitte Mai kann man noch ein paar Wochen Schitouren machen. Und dann hat der Sommer wieder angefangen. Also, wir sind schon auf einem goldenen Platz.“
Hochtour Ötztal
Hochtour Ötztal

Gäste von gestern und heute

Noch in den 1970er Jahren waren Bergführer häufig Begleiter für viele Tage oder sogar Wochen, oft buchten die Gäste gleich vor für den nächsten Sommer. Über die Jahre führten Ötztaler Bergführer ihre Stammgäste daher auch in anderen Gebieten, in den Dolomiten oder den Westalpen. Sepp Karlinger erinnert sich an die Erzählungen der alten Bergführer-Generationen: „Die Gäste haben hin und wieder auch zwei Bergführer gehabt. Und da bist du halt mit ihnen losgezogen im Juli, einmal in die Schweiz, dann nach Frankreich. Und ein paar Wochen später bist du wieder zurückgekommen. Nicht sehr familienfreundlich, aber gut bezahlt.“

Ungebrochene Faszination

Die Konstante im Bergführerberuf ist das Prestige, das zeigt die Aufnahme in die Liste des Immateriellen Kulturerbes Österreich. Sepp Karlinger sagt, auch die Ausbildung sei mittlerweile Prestige geworden. Und doch fehle der Nachwuchs. Denn der Beruf des Bergführers dominiert den Alltag, das Familienleben, und er ist gefährlich. Sepps Fazit: „Es gibt sicher keinen schöneren Beruf. Aber es muss halt alles passen: Feine Leute, nicht allzu schnell gehen, schönes Wetter, eine gute Stimmung, abends zwei, drei Gläschen Wein. Aber es kann natürlich auch der schrecklichste Beruf sein. Wenn du irgendwo auf einem Grat oben mit Gästen in einem Gewitter hängst, dann ist er nicht mehr schön.“

Hochtour Ötztal

INFO

Die zertifizierten einheimischen Wander- und Bergführer machen Hoch- und Gletschertouren in der Ötztaler Bergwelt sicher zum Erlebnis. Auch bei geführten Hüttenwanderungen erweisen sich die Guides als ortskundige und lehrreich-unterhaltsame Profis. Von der Halbtagestour bis zu mehrtägigen Expeditionen – bei den Bergführerstellen im Ötztal findest du garantiert den passenden Begleiter.

Du findest sie hier

 

Edith Hessenberger

Autorin: Edith Hessenberger

Die Ethnologin und Geografin leitet die Ötztaler Museen. Sie forscht und publiziert zudem als freie Kulturwissenschaftlerin zur Geschichte der Berglandwirtschaft, des Tourismus und des Alpinismus. Erzählforschung und Oral History sind weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit.

Dieser Artikel erschien ursprünglich im Juli 2023.