Meine Mutter wird im Sommer 95 Jahre alt. Sie geht noch fünf Kilometer am Tag spazieren. Sie hat schon viel miterlebt und viel überstanden, aber wenn ich nicht jeden Tag einen Kaffee mit ihr trinken kommen dürfte, dann würde sie krank werden. Das Miteinander nährt uns wie Lebensmittel. Die Qualität ist bei beiden grundlegend. Wir haben drei Kinder und zwei Enkelkinder. Wir arbeiten zusammen, aber nun genießen wir die Zeit beim Mittagsessen sehr bewusst. Wir haben auch keinem Mitarbeiter gekündigt. Ich weiß, das kommt wieder zurück.
Jakob Prantl
„Es wird sich zum Guten ändern“
Jakob Prantl (59) ist Alm- und Landwirt mit großem Herz und eigenem Kopf. Seine Hütte, die Gampe Thaya, liegt auf 2.000 Metern hoch über Sölden. Hier bekommt man kein schnelles Essen, wird nicht laut beschallt. Auf der Gampe soll man sich Zeit nehmen – für seinen Banknachbarn, für den Blick in die Dreitausender und für die Speisen auf dem Teller. Die Zutaten für die Almküche stammen aus dem Tal oder von Jakobs geliebtem Tiroler Grauvieh, das vor der Gampe grast und ihm die Milch für seinen Käse liefert.


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Auf der Gampe haben wir einen Ruhetag in der Woche, was viele nicht verstehen. Aber der ist wichtig. Im Tal investieren wir gerade viel Geld in unseren alten Hof für das Tier- und Menschenwohl. Natürlich kann ich 40 Stück Vieh haben, aber ist das gut für den Kreislauf? Wir haben um die 25 und werden runterfahren auf circa 20 Stück mit der Nachzucht. Eine Kuh muss 10.000 Liter Milch geben? Meine gibt 5.000, und ich lebe auch. Unser Junior war 2015 in Nepal, als es das schwere Erdbeben gab und es hat ihn sehr in seiner Lebenseinstellung geprägt. Jede Krise ist eine Chance. Wir machen uns Gedanken, aber keine Sorgen. Gedanken, wie weniger mehr sein kann. Wir müssen aufpassen, dass wir den Freiraum im Ötztal bewahren und wir Zeit für uns und unser Umfeld haben.”